Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik
Die Entwicklung des einzigartigen Faches „Sicherheitstechnik" an der Bergischen Universität
Peter C. Compes gilt als Gründungsvater der Wuppertaler Sicherheitstechnik. Bedarf und Notwendigkeit für die Sicherheitswissenschaft formulierte er bereits in den 1970ern folgendermaßen: „Da die Zahl und Dichte der Bevölkerung sowie die zu ihrer Ver- und Entsorgung notwendigen technischen Mittel und Systeme aller Art, deren Größe, Komplexität, Kompliziertheit, Energieladung und daher das Schädigungs-Risiko zunehmen, bewirkt dies absolut zunehmende Möglichkeiten für ansteigende Schadenshäufgkeit und -schwere, von ungezählten Bagatellen bis zu neuartigen, bisher in Art und Größe unbekannten Katastrophen.“
Seiner Überzeugung nach zählt es zu den Kernaufgaben der Sicherheitswissenschaft, diesbezüglich eigenständige Definitionen, Prinzipien, Methoden, Systeme, Techniken und Instrumentarien zu erarbeiten, zu vertiefen und zu verfeinern. Sicherheitstechnik war dabei nicht auf ausschließlich ingenieurmäßig angewandte Naturwissenschaften reduziert. Vielmehr kennzeichnet sie seit ihrer Etablierung in Wuppertal die disziplinübergreifende Auseinandersetzung mit Risiken zur Erzielung von Sicherheit.
Die Forschung des zweiten Gründungsordinarius Theo Hettinger und dessen Lehrstuhl für Arbeitssicherheitstechnik/Ergonomie orientierte sich vornehmlich an den praktischen Bedürfnissen der damaligen industriellen Realität. Typisch für die Epoche waren Hettingers Forschungsleistungen im Rahmen des Programms zur Humanisierung der Arbeit in Deutschland. Die mehrjährige Serie von Forschungsprojekten trug dazu bei, dass die Bergische Universität den Ruf einer führenden Forschungsstelle in Sicherheitsbelangen erlangte.
Außerdem schuf Hettinger in Form des 1985 an der Bergischen Universität Wuppertal gegründeten Instituts für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie eine Gesellschaft, die sein sicherheitswissenschaftliches Erbe in nachhaltiger Weise bis in die Gegenwart weiterentwickelt.
Fünf Jahrzehnte Forschen und Wissen schaffen für die Sicherheit von Menschen, insbesondere bei der Arbeit, und für den Erhalt unserer natürlichen Lebensbedingungen – das unterstreicht Kompetenzen der Wuppertaler Sicherheitstechnik und leisteten einen wichtigen Beitrag zu der heute erreichten Sicherheitskultur.
Maschinenbau mit Tradition an der Bergischen Universität
Die Ausbildung des Maschinenbaus hat, in der durch Metallverarbeitung geprägten Region des Bergischen Landes, eine lange Tradition. Bereits im Jahr 2013 wurde an der Bergischen Universität das 150 jährige Jubiläum der Maschinenbauausbildung im Bergischen Land gefeiert. Wie schon im Lehrplan von der Königlich vereinigten Maschinenbauschule Elberfeld Barmen zu sehen, kamen bereits damals einige Fächer wie etwa Maschinenelemente vor und auch der Umfang des Präsenzunterrichts im Stundenplan hatte den gleichen Stunden umfang wie heute. Die Ingenieurwissenschaften sind und bleiben eine arbeitsintensive Disziplin.
So war der Maschinenbau selbstverständlich auch Gründungsdisziplin zum Start der Bergischen Universität Wuppertal im Jahr 1972. Heute sind die Sicherheitstechnik und der Maschinenbau in einer Fakultät vereint. Beide Fächer ergänzen sich hervorragend. Der Maschinenbau richtet sich vor allem an Unternehmen im Bergischen Land. Viele Fach- und Führungskräfte der Region haben an der Bergischen Universität studiert und sind heute in verantwortungsvollen Positionen tätig. Die einzigartige Ausbildung der Sicherheitstechnik richtet sich an Interessierte bundesweit und stärkt somit auch eine überregionale Sichtbarkeit.
Ein gutes Beispiel für die regionale Anbindung des Maschinenbaus ist die enge Kooperation mit dem Maschinenbau Netzwerk Bergisch Land. Hier arbeiten ca. 25 Unternehmen vornehmlich aus dem Bereich des Sondermaschinenbaus zur Erzielung eines gemeinsa men Mehrwerts zusammen. Eine für die Universität interessante Initiative des Netzwerks ist die Vorlesung Sondermaschinenbau als Wahlfach im Bachelorstudiengang des Maschinenbaus. Hier vermitteln Technische Leiter*innen, Geschäftsführer*innen und Spezialist*in nen von Unternehmen wie z. B. der Berger Gruppe, der Schmersal Gruppe, Item, Wafios oder der MKW GmbH Wuppertal spezifische Inhalte des Sondermaschinenbaus. So sind unsere Absolvent*innen hervorragend auf einen Einstieg im Bereich des Sondermaschinenbaus vorbereitet.
Aktuelle Forschung im Bereich Industrie 4.0
Eine jüngst von Dr. Nico Feller abgeschlossene Promotion mit dem Titel „Konzept zur alters- und belastungsorientierten Entwicklung und Bewertung von Arbeitssystemen in der industriellen Fertigung“ zeigt hervorragend, wie sich heute Arbeitsgebiete der Sicherheitstechnik und des Maschinenbaus überschneiden und ergänzen können. Nico Feller hat in seiner an der Bergischen Universität verfassten Arbeit die Belastung von Mitarbeiter*innen in industriellen Fertigungssystemen analysiert. Darauf aufbauend lassen sich nun typische Belastungen wie die mechanisch zu leistende Arbeit oder Licht- und Lärmeinflüsse in Abhängigkeit des Alters der Mitarbeiter*innen simulieren. So wird eine Vorhersage darüber möglich, wann und ob es zu einer Überlastung des Personals kommt. Dadurch lassen sich besonders Maschinenbauprozesse und Arbeitssysteme im Umfeld von Industrie 4.0 optimieren und effizienter gestalten – zum Schutz des Menschen und seiner Gesundheit.
Mit der Besetzung neuerer Professuren, wie die der „Prozess- und Anlagensicherheit“ durch Prof. Dr. -Ing. Katharina Löwe oder „Werkstoffe für die Additive Fertigung“ durch Prof. Dr. Bilal Gökce, können Fragen aus der Sicherheitstechnik und des Maschinenbaus, aber auch Fragestellungen an der Schnittstelle beider Fächer beantwortet werden. Somit ist die Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik auch für die nächsten 50 Jahre gut aufgestellt, um weiter erfolgreich und nachhaltig Wissen für innovative Erzeugnisse und sichere Arbeits- und Lebensbedingungen zu schaffen.
Dieser Beitrag ist dem Magazin zum Jubiläum der Bergischen Universität entnommen (S. 60/61). Die gesamte Ausgabe finden Sie hier.