Fakultät für Wirtschaftswissenschaft – Schumpeter School of Business and Economics

01.03.2022|10:00 Uhr

Schriftenreihe Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft

In der Schriftenreihe „Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft“ wurden in den 1970ern Tagungsbeiträge und Diskussionsergebnisse der Wuppertaler Wirtschaftswissenschaftlichen Kolloquien dokumentiert. // Buch Gabler Verlag

Die Gründung der Gesamthochschulen in den 1970er-Jahren symbolisierte den Aufbruch in eine neue Zeit. Ganz in diesem Sinne verband die Mitglieder des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft in der Gründungsphase das Ziel, den tradierten disziplinären Rahmen wirtschaftswissenschaftlicher Forschung zu verlassen. Dabei ging es nicht nur um den Austausch zwischen den Einzeldisziplinen der Wirtschaftswissenschaft, sondern insbesondere auch um die Erweiterung um sozial- und gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven.

Nach außen hin sichtbar wurde diese Zielsetzung insbesondere durch die ab dem Sommer 1975 durchgeführten Wuppertaler „Wirtschaftswissenschaftlichen Kolloquien”. Diese mehrtägigen Tagungen umfassten nicht nur Vorträge von Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler*innen verschiedener Hochschulen, sondern eröffneten auch die Möglichkeit, in Arbeitsgruppen zu diskutieren und gemeinsame Ergebnisse zu erarbeiten. Dabei wurden sowohl theoretische Argumente als auch Aspekte der praktischen Umsetzbarkeit berücksichtigt.

Dokumentiert wurden die Tagungsbeiträge und Diskussionsergebnisse in einer eigens gegründeten Schriftenreihe mit dem programmatischen Titel „Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft“. 1977 und 1978 erschienen die ersten drei Bände: „Marketing und Gesellschaft“ (mit den Beiträgen und Ergebnissen des 1. Kolloquiums, 1975), „Arbeitsqualität in Organisationen“ (2. Kolloquium, 1976) und „Plädoyer für eine neue Verbraucherpolitik“ (3. Kolloquium, 1977) im Gabler-Verlag. Der vierte Band mit dem Titel „Institutionelle Reformen in der Krise“ (4. Kolloquium, 1978) wurde 1979 im Campus-Verlag veröffentlicht.

Die Kolloquien wurden auch später fortgeführt, zunächst noch jährlich, dann in unregelmäßigen Abständen. Die Dokumentation in Buchform fand jedoch nur noch vereinzelt und mit zunehmend heterogenen Themen in unterschiedlichen Formaten statt; die Buchreihe „Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft“ wurde nicht mehr fortgeführt. Die vier Bände, die in der Buchreihe erschienen sind, geben einen Einblick in die facettenreichen und von vielfältigen Perspektiven geprägten Forschungsansätze des jungen Fachbereichs.

Jackstädtzentrum für Unternehmertums- und Innovationsforschung

Seit 2008 trägt der Fachbereich bzw. heute die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft den Beinamen „Schumpeter School of Business and Economics“. Die Wahl von Joseph A. Schumpeter als Namenspatron bringt die hohe Bedeutung der Themen Entrepreneurship, Innovation und wirtschaftlicher Wandel für die Aktivitäten der Fakultät zum Ausdruck. Eine Bündelung der Forschung zu diesen Themen wurde 2011 durch die Gründung des Jackstädtzentrums für Unternehmertums- und Innovationsforschung erreicht. Durch eine großzügige Zuwendung der Jackstädt-Stiftung konnte der Forschungsbereich gleichzeitig durch die Einrichtung von zwei neuen Juniorprofessuren sowie direkt am Zentrum angesiedelter Promotionsstellen deutlich gestärkt werden.

Die Forschungsausrichtung des Jackstädtzentrums umfasst sowohl theoretische als auch empirische Fragestellungen. Theorien und Methoden aus Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Psychologie bilden die Grundlage, um aktuelle Phänomene zu untersuchen, Bekanntes auf neuem Wege zu hinterfragen und innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Die intensive Arbeit der beteiligten Forscher*innen dokumentiert sich unter anderem in zahlreichen exzellenten veröffentlichten Forschungsbeiträgen. Unterstützt wird das Zentrum dabei von einem hochrangig besetzten Beirat.

Die Arbeit am Jackstädtzentrum ist geprägt vom Einsatz vielfältiger Forschungsmethoden. So wurden schon mehrfach sogenannte „lab-in-the-feld“-Experimente, u.a. in den City-Arkaden Wuppertal, durchgeführt. Zum Einsatz kommt zudem häufig die sozialwissenschaftlich ausgerichtete Qualitative Comparative Analysis. Die am Jackstädtzentrum aktiven Forscher*innen tragen auch zum Aufbau einer modernen Forschungsinfrastruktur an der Fakultät bei. So konnte ein fakultätseigenes Experimentallabor aufgebaut werden. Mithilfe von gezielt angeschafftem Equipment können hier Untersuchungen zur Messung biophysiologischer Verhaltensreaktionen, insbesondere Augenbewegungen und elektrodermale Aktivitäten, durchgeführt werden. Damit besteht die Möglichkeit, verstärkt eigene Primärdaten für innovative Forschungsprojekte zu erheben.

Der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft stellt einen weiteren Schwerpunkt des Zentrums dar. Ein wichtiger Baustein ist dabei das 2020 gegründete Start-up-Center der Bergischen Universität Wuppertal, das in Personalunion mit dem Jackstädtzentrum geleitet wird. Auf diese Weise haben die Forscher*innen des Zentrums einen unmittelbaren Blick auf die Gründungsaktivitäten der Universität, die auf diese Weise selbst Gegenstand von neuen Forschungsprojekten, z.B. zu Erfolgsfaktoren bei der Unternehmensgründung, werden können. Umgekehrt profitieren regional verankerte Start-up-Unternehmen von der wissenschaftlichen Untermauerung durch das Jackstädtzentrum.

Dieser Beitrag ist dem Magazin zum Jubiläum der Bergischen Universität entnommen (S. 52/53). Die gesamte Ausgabe finden Sie hier.

 

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