Optimale Bildungschancen: Unser Auftrag gestern, heute und für die Zukunft

01.03.2022|09:40 Uhr

„Wie immer, wenn sich die Welt ändert, ändert sich auch die Universität“, so lässt sich der Anspruch der Bergischen Universität an das eigene Schaffen wohl am einfachsten zusammenfassen. Eine Motivation, die nach fünf Jahrzehnten und in Zeiten fortschreitender Digitalisierung aktueller ist denn je. Und die Lehre? Ein Beitrag von Prof. Dr. Andreas Frommer, seit 2008 Prorektor für Studium und Lehre.

Der Mathematiker Prof. Dr. Andreas Frommer ist seit 2008 Prorektor für Studium und Lehre. // Foto Rüdiger Nehmzow

Die Bergische Universität legt besonderen Wert auf Bildung durch Vermittlung kritischer Reflexivität, gesellschaftlicher Urteilskraft und Handlungsfähigkeit. Grundlage dafür sind ein gesichertes wissenschaftliches Wissen, die souveräne Beherrschung wissenschaftlicher Methoden sowie der Einbezug aktueller Forschungsfragen in das Studium.

Mit der Gründung als Gesamthochschule vor fünfzig Jahren war ganz explizit der Anspruch verbunden, eine größere Durchlässigkeit im akademischen System zu schaffen. So war es damals möglich, mit der Fachhochschulreife zu studieren, neben dem Studium sogenannte Brückenkurse parallel zu absolvieren und so nachträglich das Abitur zu erwerben, um dann einen Universitätsabschluss zu erreichen. Auch wenn sich rechtliche Rahmenbedingungen seither mehrfach geändert haben: Die Bergische Universität bleibt dem Anspruch verbunden, möglichst vielen Menschen exzellente Bildungschancen zu bieten.

ÜBERGÄNGE OPTIMAL GESTALTEN

In diesem Zusammenhang war die Universität in den letzten zehn Jahren bei mehreren wettbewerblich vergebenen Programmen zur universitären Lehre des Bundes äußerst erfolgreich: So sind im „Qualitätspakt Lehre“ neue Angebote für den Übergang von der Schule zur Universität entstanden, die auf heterogene Voraussetzungen bei den Studienanfänger*innen in besonderer Weise eingehen und vielfältige, niedrigschwellige Unterstützungsangebote bereitstellen. In der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ wird noch bis 2023 die Entwicklung neuer, professionsorientierter Konzepte und deren Umsetzung in Lehrveranstaltungen gefördert.

Als ein großes Plus hat sich auch das noch vor 2010 zunächst aus den damaligen Studienbeitragsmitteln (vulgo: Studiengebühren) finanzierte „Netzwerk Qualität in Studium und Lehre“ erwiesen. 25 untereinander vernetzte Mitarbeitende in den Fakultäten unterstützen dabei Studierende wie Lehrende bei der Studienorganisation und -planung und sind ansprechbar bei Beschwerden und der Lösung von Problemen.

Und auch, wenn es nicht wenige zuerst als zusätzlichen administrativen Aufwand ansehen: Die mit dem Bologna-Prozess eingeführte Akkreditierung der Studiengänge ist ein nunmehr institutionalisierter Anlass, sich über Stärken und Schwächen der Studienangebote klar zu werden. Die Wuppertaler Spezialität des regelmäßigen „Bologna-Checks“ ist hier seit 2012 ein wichtiges Instrument: Alle zwei Jahre treten Studierende und Lehrende in einen strukturierten Austausch, aus dem Handlungsempfehlungen für die Fakultäten abgeleitet werden.

ZUKUNFTSTHEMA DIGITALISIERUNG

Studierende wie Lehrende, sind sich einig: Spontanität, soziale Kommunikation, Qualität des Diskurses, Netzwerkbildung sind nur einige der unersetzbaren Vorteile der Präsenz. Gleichzeitig ist aber auch allen klar: Digitalisierung kann die klassischen Präsenzformate qualitätsvoll ergänzen. Animationen und Simulationen erleichtern das Verständnis, digitale Assessments geben frühes Feedback, digitale Foren bieten eine zusätzliche Ebene der Interaktion, über Lehr-/Lernsysteme wird Lernmaterial unabhängig von Zeit und Raum zur Verfügung gestellt.

Ganz neu in der Universitätsbibliothek sind die sogenannten „Think Tanks“: mit Anschlüssen und Mobiliar ausgestattete verglaste Kleinräume, die für Gruppenarbeiten genutzt werden. // Foto Sebastian Jarych

Damit entwickelt sich auch die Universität als Lernort weiter. Die Nutzung der digitalen Ressourcen der Universität, wie z.B. der Literatur oder fachspezifischer Software auf den mobilen Endgeräten der Studierenden, muss zu einer Selbstverständlichkeit werden und durch geeignete Lernorte unterstützt werden. Ein gutes Beispiel ist die Weiterentwicklung der Bibliothek.

VON DER BIBLIOTHEK ZUM „LEARNING CENTER“

Auf dem Weg hin zu einem modernen „Learning Center“ bietet die Universitätsbibliothek seit dem letzten Jahr sogenannte „Think Tanks“ an: Mit Anschlüssen und Mobiliar ausgestattete verglaste Kleinräume, die für Gruppenarbeiten genutzt werden. Diese Lernorte sind besonders auch für Studierende, die zu Hause kein geeignetes Lernumfeld vorfinden, wichtig – womit sich der Kreis zum Thema der optimalen Bildungschancen wieder schließt. Bis 2023 werden im „Learning Center“ weitere Lernräume entstehen, in denen digitale Ressourcen besonders gut genutzt werden können.

Zahlreiche Befragungen unter Studierenden und Lehrenden zeigen immer wieder, dass gute Lehre an unserer Universität einen besonders hohen Stellenwert besitzt. Und so wird es auch in den kommenden fünfzig Jahren das Ziel der Bergischen Universität sein, optimale Bedingungen dafür zu schaffen, dass Studierende wie Lehrende motiviert, erfolgreich und, ja, auch mit Spaß und Freude die einzigartigen Möglichkeiten, Freiheiten und Anregungen nutzen, wie sie nur ein Studium bieten kann. Erfolgreiche Lehre benötigt Zeit und Raum und Motivation. Erfolgreiches Lernen genauso.

Dieser Beitrag ist dem Magazin zum Jubiläum der Bergischen Universität entnommen (S. 24/25). Die gesamte Ausgabe finden Sie hier.

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