Von der Frauenförderung zum Gleichstellungsmanagement

Als Stabsstelle für Gleichstellung und Vielfalt verstehen wir uns als Schnittstelle zwischen Verwaltung, Universitätsleitung und Wissenschaft. Wir koordinieren und entwickeln auf zentraler Ebene Gleichstellungs- und Vielfaltsmaßnahmen in Lehre, Forschung und Weiterbildung. Gleichzeitig unterstützen wir die Universitätsleitung dabei, ein Gender- und Diversity Management als Steuerungsprinzip auf allen Handlungs- und Entscheidungsebenen nachhaltig zu verankern. Wir unterstützen und vernetzen Organisationseinheiten, Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen und setzen Impulse für die aktive Förderung von Gleichstellung und Chancengerechtigkeit.

Seit der Gründung der Bergischen Universität im Jahr 1972 bis heute hat sich im Bereich der Gleichstellung viel verändert. Nach 50 Jahren haben wir im Jahr 2022 einen doppelt so hohen Frauenanteil in den meisten Bereichen der Wissenschaft sowie unter den Studierenden.

Wir, als Stabstelle für Gleichstellung und Vielfalt, möchten hier nun auf diese Entwicklung zurückblicken.

1970

Die männliche Wissenschaft grenzte Frauen inhaltlich aus und ihre zahlenmäßige Repräsentanz im Wissenschaftsbereich war marginal.

1972

Der UniKindergarten wurde als Elterninitiative gegründet.

1980

Der Arbeitskreis Wissenschaftlerinnen in NRW, an dem auch Dr. Margot Gebhardt-Benischke spätere zweite Frauenbeauftragte der BU(GH)W praktizierte, entstand mit dem Ziel, dass die Frauen eigenständig Strategien zur Verbesserung ihrer Situation in den Hochschulen entwickeln.

1981

Das Memorandum zur Situation der Frauen im Wissenschaftsbetrieb wurde veröffentlicht. Anhand der Personal- und Vorlesungsverzeichnisse verschafften sich die Frauen selbst einen Überblick über ihre Repräsentanz bzw. Unterrepräsentanz in den Hochschulen und konfrontierten unermüdlich die Öffentlichkeit, den Bundes- und Landtag, sowie die Hochschulen.

1982

An der BU(GH)W fand ein Hearing zum Thema »Frauen im Wissenschaftsbetrieb – wie kann die Gleichberechtigung in den Hochschulen verwirklicht werden« mit mehr als 350 Teilnehmer*innen als Ergebnis intensiv geführter frauenpolitischer Auseinandersetzungen im Konvent statt. Es war das erste Mal, dass Frauen im Wissenschaftsbetrieb in dieser Form mit ihren Forderungen an die Öffentlichkeit traten.

1985

Den Frauen des Arbeitskreises Wissenschaftlerinnen in NRW war es gelungen, den Bundesgesetzgeber davon zu überzeugen, dass Frauen in den Hochschulen der Bundesrepublik diskriminiert werden: In das Hochschulrahmengesetz wurde die Vorschrift aufgenommen, dass die Hochschulen bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben auf die Beseitigung der für Wissenschaftlerinnen bestehenden Nachteile hinwirken.

1987

NRW nahm als erstes Bundesland die Funktion der Frauenbeauftragten in das Gesetz über die wissenschaftlichen Hochschulen, das Fachhochschulgesetz und das Kunsthochschulgesetz auf.

1989

Dr. Gabriele Hoeborn wurde als erste Frauenbeauftragte der BU(GH)W gewählt. Die Senatsfrauenkommission wurde gegründet. Das Gesetz zur Förderung der beruflichen Chancen für Frauen im öffentlichen Dienst trat in Kraft. An der BU(GH)W fand das erste Kolloquium zur Frauenförderung »Frauen in Natur- und Ingenieurwissenschaften« statt.

1990

Das erste Magazin der Frauenbeauftragten der BU(GH)W erschien – bis 1995 unter dem Namen Fromme Helene, ab 1998 als magazIn, heute magaz*in. Bis 2021 wurden in diesem Format 2092 Seiten, 1488 Bilder, 755 Artikel und 134 Frauen-Portraits veröffentlicht. Der erste Still- und Wickelraum wurde eingerichtet und die erste Eltern-Kind-Gruppe gegründet.

1991

Dr. Margot Gebhardt-Benischke wurde die zweite Frauenbeauftragte der BU(GH)W.

1994

Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz wurde um: »Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin« ergänzt. Damit erhielt der Gesetzgeber den unmissverständlichen Auftrag, überall dort, wo Frauen benachteiligt und diskriminiert sind, tätig zu werden.

1995

Dieses Grundprinzip hat dank der juristischen Handschrift der Frauenbeauftragten Margot Gebhardt-Benischke konsequent Eingang gefunden in den Rahmenplan zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern an der BU(GH)W, der bundesweit zu den ersten dieser Art zählte und an dem sich viele andere Hochschulen orientierten.

1996

Die Diskrepanz zwischen dem jährlichen Urlaubsanspruch berufstätiger Eltern und den unterrichtsfreien Zeiten schulpflichtiger Kinder nahm Gabriele Hillebrand-Knopff, langjährige stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, zum Anlass, das Projekt Kinderfreizeiten ins Leben zu rufen.

1998

Bei der ersten SommerUni für Mädchen studierten 75 Schülerinnen in den MINT-Fächern auf Probe. 2021 haben mittlerweile mehr als 3.850 Schülerinnen aus verschiedenen Ländern an den mehr als 1.700 Veranstaltungen der Sommer.Uni teilgenommen.

1999

NRW verabschiedete das Landesgleichstellungsgesetz. Durch den gesellschaftlichen Paradigmenwechsel von der Frauenförderung hin zur Gleichstellung erfolgte eine Kurskorrektur, die von nun an beide Geschlechter ins Visier rückte. Das Landesgleichstellungsgesetz und das novellierte Hochschulgesetz zielten auf Gleichstellung als Querschnittsaufgabe, die nunmehr alle Entscheidungen in der Hochschule beeinflusst.

2000

Dr. Christel Hornstein trat ihre erste Amtszeit als Gleichstellungsbeauftragte an. Es folgten mehr als 20 Jahre intensivstes Engagement.

2001

Die ersten dezentralen Frauenförderpläne an der BU(GH)W wurden im Senat verabschiedet. Dr. Christel Hornstein initiierte zur Erforschung der Hintergründe, die zum geschlechtsspezifisch geteilten Arbeitsmarkt der Hochschule führen, das Projekt Wege in die Wissenschaft.

2002

Nach eingehender Begutachtung durch den Mediator Prof. Dr. Dr. h. c. Weiler wurde der BUW bescheinigt, im Bereich der Frauenförderung einen an deutschen Hochschulen ungewöhnlichen Grad an Professionalität erreicht zu haben. Erstmalig wurde zudem in diesem Jahr statt der Senatsfrauenkommission eine Gleichstellungskommission gewählt.

2004

Die Science Career Services – heute Science Career Center – zur Förderung und Karriereentwicklung von Nachwuchswissenschaftlerinnen wurden von der Gleichstellungsbeauftragten an der BUW initiiert.

2006

Der erste Gleichstellungspreis der BUW wurde an die Fachgruppe Chemie vergeben.

2008

Die BUW nahm mit ihrem Gleichstellungskonzept erfolgreich am ersten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgeschriebenen Professorinnenprogramm teil. Auch in den beiden Folgerunden konnte die BUW mit ihren Konzepten überzeugen und erhielt eine Anschubfinanzierung für acht Professorinnen. Mit den durch die Förderung freigewordenen Mitteln wurde das Genderprofil konsequent weiterentwickelt, innovative Vorhaben umgesetzt und verschiedenste Gleichstellungsprojekte auf den Weg gebracht.

2009

Die BUW schloss sich den Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards der DFG an. 2013 stufte ein Begutachtungsgremium deren Umsetzung in das höchste Stadium ein. Die BUW gehört damit zur Spitzengruppe, der nur rund ein Drittel der Universitäten angehören.

2011

Die Stabsstelle Gleichstellung und Vielfalt wurde als Stabsstelle des Rektorats eingerichtet. Sie koordiniert und entwickelt von nun an auf zentraler Ebene die Gleichstellungs- und Vielfaltsmaßnahmen in Lehre, Forschung und Weiterbildung an der BUW.

2014

Eine von vielen Veranstaltungen und Aktionen für Mitarbeiterinnen in Technik und Verwaltung initiierte die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Hillebrand-Knopff mit der Ausstellung Mit Schirm, Charme und Methode – Arbeitsplatz Hochschulbüro zur Situation von Sekretärinnen an der Hochschule.

2015

Das Familienbüro wurde an der BUW als zentrale Beratungsstelle eingerichtet.

2017

An der BUW wurden zum ersten Mal dezentrale Gleichstellungsbeauftragte gewählt, gemeinsam mit ihren Stellvertreterinnen wirken sie auf die Einbeziehung   gleichstellungsrelevanter Aspekte bei der Erfüllung der Aufgaben in den Fakultäten hin.

2018

Die internationale Ausrichtung der Wuppertaler Gleichstellungspolitik hat die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Sophie Charlott Ebert durch ihre Kontakte wesentlich geprägt. Sie trieb aktiv den Austausch mit verschiedenen Akteur*innen der Gleichstellung und Genderforschung unterschiedlicher – überwiegend japanischer – Partnerhochschulen voran, forschte und referierte in Japan zur Situation und Karriereförderung von Nachwuchswissen- schaftler*innen.

2019

Die BUW erhielt für ihr Gleichstellungszukunftskonzept als eine von nur zehn Hochschulen bundesweit im 2. Call des Professorinnenprogramms das Prädikat „Gleichstellung Ausgezeichnet!“.

2021

Prof. Dr. Halbfas trat ihr Amt als Gleichstellungsbeauftragte an. Zudem startete das Familienbüro nach mehreren erfolgreichen Einzelvorträgen ein Jahresprogramm zur Pflege von Angehörigen.

Dieser Beitrag erschien in Auszügen im Magazin zum Jubiläum der Bergischen Universität (S. 31-33). Die gesamte Ausgabe finden Sie hier.

Autorin: Sophie Charlott Ebert, Leiterin der Stabstelle Gleichstellung und Vielfalt

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