„Ein eigener kleiner Kosmos der Vielfalt, der Inspiration und der Chancen“

01.03.2022|10:10 Uhr

Die Bergische Universität blickt auf ein halbes Jahrhundert bewegte und bewegende Geschichte zurück. Seit mehr als 20 Jahren ist Lambert T. Koch Teil dieser Geschichte – erst als Professor für Wirtschaftswissenschaft und seit 2008 als Uni-Rektor. Ein Interview über Meilensteine, persönliche Highlights und die Melodie der Bergischen Universität.

Lambert T. Koch ist Rektor der Bergischen Universität und gelernter Volkswirt. Privat musiziert er gerne, läuft Langstrecke und liebt schöne Literatur. // Foto Friederike von Heyden

50 Jahre Bergische Uni – das ist ein Grund zu feiern. Worauf freuen Sie sich im Jubiläumsjahr besonders?
Nicht nur ich, sondern viele Beteiligte freuen sich schon jetzt sehr darauf, das Jubiläumsjahr zu nutzen, um die Bergische Universität mit ihren großartigen Erfolgen der vergangenen Jahre, mit ihrem Reichtum an Menschen und Projekten sowie mit ihrem starken inhaltlichen und strukturellen Potenzial zu feiern und einer größeren Öffentlichkeit neu in Erinnerung zu rufen. Zugleich schafft das Jubiläumsjahr mit einer Vielzahl an unterschiedlichsten Veranstaltungen zahlreiche Möglichkeiten, sich persönlich zu begegnen. Auch darauf freue ich mich schon jetzt sehr!

Ein halbes Jahrhundert gibt es die Bergische Universität nun schon. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine in ihrer Entwicklung?
Ohne Zweifel ist einer der größten Meilensteine gleich die Tatsache gewesen, dass Johannes Rau es geschafft hat, die Gründung unserer Universität politisch möglich zu machen. Noch heute stehen wir dazu, dass das Anliegen der ursprünglichen Gesamthochschule Wuppertal richtig und wichtig war, jungen Menschen zur Persönlichkeitsentfaltung sowie zu einer gelingenden individuellen Bildungskarriere zu verhelfen, gerade, wenn sie aus schwierigen sozialen Verhältnissen heraus starten mussten. Ungeachtet dessen stellt auch die Umwandlung unserer Hochschule in eine Universität ab dem Jahre 2003 einen sehr wichtigen Meilenstein dar. Die gerade genannten Ziele sind für uns, wie angedeutet, weiter zentral, doch zugleich haben wir uns in den Folgejahren auf den Weg gemacht, auch als Forschungsuniversität mehr und mehr zu reüssieren. Dass wir mittlerweile national und international in einer viel größeren Breite als exzellenter wissenschaftlicher Partner wahrgenommen werden, ist ein dritter Meilenstein – auch, wenn sich dieser nicht einem einzelnen Zeitpunkt zuordnen lässt. Seine Realisierung manifestiert sich in verschiedenen großartigen Projekten – etwa mehr und mehr auch im Rahmen hochkarätiger Forschungskonsortien unter in- und ausländischer Beteiligung, finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Europäische Union und andere namhafte Förderinstitutionen.

Auf welche Ereignisse blicken Sie besonders gerne zurück?
Auf diese Frage hin eine Rangliste aufzumachen, wäre mir nicht möglich. Doch, ohne dass das spektakulär klingt, haben mich gerade Einzelgespräche mit so vielen der unglaublich engagierten Menschen an unserer Universität immer wieder motiviert und mir Kraft gegeben. Als sehr bereichernd habe ich aber regelmäßig auch Gelegenheiten wahrgenommen, Veranstaltungen, wie Kongresse oder Diskussionsrunden eröffnen zu dürfen, deren Inhalte weit jenseits meiner eigenen akademischen Qualifikation angesiedelt waren. Dass ich meine Grußworte überwiegend selbst vorbereitet habe, natürlich häufg dankenswert unterstützt durch Stichwortgeber*innen, war namentlich meiner Neugier geschuldet, wenigstens eine Idee dessen zu erfassen, um was es in den jeweiligen Wissensgebieten und Fächern geht. Und schließlich habe ich mich natürlich – das gebe ich gerne zu – über Erfolge unserer Forscher*innen besonders gefreut. Erfolge, die dann auch wieder auf das Renommee der Bergischen Universität eingezahlt haben.

Was bietet die Uni jungen Menschen heute?
Die Bergische Universität ist ein eigener kleiner Kosmos der Vielfalt, der Inspiration und der Chancen. Damit will ich sagen, die 'Vielfalt' der hier 'angesiedelten' Persönlichkeiten, Ideen und Projekte hält für jeden jungen Menschen etwas bereit, das in ihm Vorfreude auf mehr und Motivation, sich im Leben zu engagieren, aufkommen lassen kann. Mit 'Inspiration' meine ich, dass der Nachwuchs angeregt wird, seine bisher erlebten Grenzen zu sprengen und in vielfacher Hinsicht über sich hinaus zu wachsen. Dass aus dem allen schließlich 'Chancen' für sämtliche Beteiligte, für die Organisation und letztendlich auch die soziale Gemeinschaft als Ganzes resultieren, liegt auf der Hand.

Ergänzen Sie bitte den folgenden Satz: Die Bergische Universität ist für mich …
… ein Glücksfall.

Sie sind passionierter Orgel- und Klavierspieler. Welche Melodie hätte die Bergische Universität?
Universitäten sind immer 'Unvollendete', die vielstimmig und manchmal auch disharmonisch klingen müssen; mit Vorhalten, die sich unversehens in wunderbar gefällige Akkorde auflösen; mit stets singulären Sequenzen, ohne Schlusssatz, in die Zukunft hinein offen. Dabei wechseln sich Dur und Moll, Komposition und Improvisation genauso ab, wie leise und laute Passagen.

Das Jubiläumsjahr ist gleichzeitig Ihr letztes Jahr als Rektor. Sie standen im September 2021 nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung. Sie gehen, wenn es am schönsten ist?
Ertappt: In gewisser Weise hat dieser Gedanke bei meiner Entscheidung sicher eine Rolle gespielt. Der damit verknüpfte, wohl nicht gänzlich uneitle Wunsch, als Rektor in nicht allzu schlechter Erinnerung behalten zu werden, wird mir hoffentlich verziehen.

Was wünschen Sie der Bergischen Uni für die nächsten 50 Jahre?
Dass sie Menschen eine akademische und berufliche Heimat ist, in der man gerne studiert und arbeitet, auf die man auch stolz sein darf; dass sich hierfür ihr Renommee national und international weiter vergrößert; und dass sie auch künftig wesentliche Beiträge dazu leistet, unsere Gesellschaft und Umwelt lebenswert und zukunftsorientiert zu gestalten.

Dieser Beitrag ist dem Magazin zum Jubiläum der Bergischen Universität entnommen (S. 16/17). Die gesamte Ausgabe finden Sie hier.

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