Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

01.03.2022|10:10 Uhr

Mensch-Umwelt-Forschung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Das digitale Mensch-Umwelt-Schüler*innenlabor GeoIT bietet einen außerschulischen Lernort mit unterschiedlichen Lerninhalten an der Bergischen Universität. // Foto Christoph Jörges

Prof. Dr. Britta Stumpe und Prof. Dr. Andreas Keil (Geographie)

Die Mensch-Umwelt-Forschung arbeitet im Kontext der smarten Landwirtschaft u.a. an der Erfassung und Vorhersage mikrobieller Aktivität in Böden mittels Infrarotthermografe und digitaler Fotografie. Virtuelle Realitäten werden entwickelt, um Biodiversitätsanalysen im virtuellen Exkursionsraum durchzuführen. Begleitend ist mit Förderung der EU und des Landes NRW das GeoIT-Schüler*innenlabor entstanden. Im Schwerpunkt Sozialgeographie wurde im Auftrag des Umweltministeriums NRW das Hochschulnetzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Lehrkräftebildung initiiert. Mit dem landesweiten Netzwerk wird angestrebt, alle Beteiligten durch den gemeinsamen Austausch in ihren BNE-Bemühungen zu stärken. Beide Arbeitsschwerpunkte verfolgen eine Zukunftsorientierung im Sinne der Entwicklungszusammenhänge von Digitalisierung und nachhaltiger Entwicklung.

Neue Wege in der Psychotherapie somatorformer Störungen

Prof. Dr. Alexandra Martin (Psychologie)

Chronische Körperbeschwerden, die nicht hinreichend auf medizinische Krankheitsfaktoren zurückgeführt werden können, stellen ein weit verbreitetes Krankheitsbild dar. Psychologische Interventionen zählen zu den am besten abgesicherten Therapien, können aber in ihrem Wirkungsgrad noch weiterentwickelt werden. Dabei setzen aktuelle Untersuchungen an kognitiven, verhaltensbezogenen, aber auch psychophysiologischen Störungsmechanismen an. Die Universitätsambulanz für Psychotherapie beteiligt sich darüber hinaus an multizentrischen Studien im Forschungsverbund. Ein Beispiel erfolgreicher Zusammenarbeit war die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte „ENCERT“-Studie, bei der die Verhaltenstherapie um Elemente zur Verbesserung der Emotionsregulation erweitert wurde. Auch stellen systematische Befundintegrationen eine Ergänzung unserer Forschung dar.

Möglichkeiten arbeitsintegrierter betrieblicher Weiterbildung

Prof. Dr. Gabriele Molzberger (Erziehungswissenschaft / Berufs- und Weiterbildung)

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Informelles Lernen als Innovationsmotor“ ermittelte Bedingungen der Entwicklung von Kompetenzen in kleinen und mittleren Unternehmen im Kontext des Lernens in der Arbeit. Datenerhebung und -analyse erfolgten im Wechsel mit betrieblichen Erprobungen. Partner in der Verbundgruppe waren der Lehrstuhl Konstruktion (Engineering Design) sowie das Zentrum für Weiterbildung. Drei regionale Unternehmenspartner der Metallbranche sowie Umsetzungspartner waren beteiligt. Besonderheit des Ansatzes sind verschiedene Lernkonstellationen: Altersgemischte, qualifkationsgemischte und abteilungsübergreifende Tandems bearbeiten ein sächliches oder prozessbezogenes Innnovationsproblem aus dem betrieblichen Kontext.

Bewegungstherapie als Schmerztherapeutikum

Gebäude H ist seit 2021 das neue Zuhause der Sportwissenschaftler*innen. Im Zuge der Sanierung wurden auch sportwissenschaftliche Labore neu eingerichtet, u.a. das des Arbeitsbereichs Bewegungs- und Trainingswissenschaft von Prof. Dr. Jürgen Freiwald. // Foto Sebastian Jarych

Prof. Dr. Thomas Hilberg (Sportwissenschaft)

Chronische Schmerzen betreffen ca. 20 Prozent der Bevölkerung und mindern deren Lebensqualität. Körperliche Bewegung kann Schmerzen verursachen oder verstärken. Dass Bewegung als Therapeutikum Schmerz reduziert, ist nicht neu, aber wenig untersucht. Ein Beispiel ist das Phänomen der „Exercise induced hypoalgesia“, eine durch körperliche Belastung ausgelöste Reduktion der akuten Schmerzwahrnehmung, und auch bei chronischem Schmerz kann eine Bewegungstherapie lindern. In unserem sportmedizinischen Labor wird in drittmittelgestützten Projekten u.a. untersucht, inwieweit Belastungs-und Trainingsmodelle die Schmerzwahrnehmung bei Gesunden bzw. bei Patient*innen mit Arthropathie verbessern. Auf der Basis dieser Forschung werden gezielte sportmedizinische Therapieinhalte evaluiert und zur Schmerzbehandlung eingesetzt.

Klimapolitik und Protestkultur. Welche Vorstellungen bestimmen die energiepolitische Opposition?

Prof. Dr. Hans J. Lietzmann, Dr. Volker Mittendorf und Nora Freier (Politikwissenschaft)

Im Gegensatz zu klassischen Herangehensweisen, die sich auf Parteien und Regierungen konzentrieren, werden in den Studien des Instituts für Demokratie- und Forschung [IDPF] die Mentalitäten und Narrative aufgespürt, die zu einer Unterstützung oder auch zum Widerstand gegen politische Vorhaben führen. Besonders in der Energiepolitik im Rheinischen Revier oder in der ostdeutschen Lausitz bestimmen sowohl Vorstellungen von wissenschaftlicher Rationalität, traditionelle Werthaltungen, aber auch querdenkerische Aversionen oder aktivistische Waldbesetzer*innen die Szene. Das Projekt „ProTanz: Protest & Akzeptanz“ wird finanziert von der NRW Landesregierung im Rahmen des Virtuellen Instituts: Energieforschung.NRW. Mittels Bürgerforen, Befragungen und teilnehmenden Beobachtungen werden Mentalitäten lebensnah ermittelt und politikwissenschaftlich analysiert.

Die Nutzung der Bibliometrie für Evaluation und Qualitätsentwicklung in der Forschung

Prof. Dr. Thomas Heinze und Dr. Arlette Jappe (Soziologie)

Bibliometrische Methoden haben in der Forschungsevaluation stark an Bedeutung gewonnen. Dies hat mit der Expansion des Wissenschaftssystems und dem Bedarf nach Steuerungs wissen (z.B. Forschungsqualität, Reformen) zu tun. Ein vom BMBF gefördertes Verbundvorhaben (BibPro) hat in einer breit angelegten Analyse herausgefunden, dass (1) zitationsbasierte Indizes in der Regel den klassischen Peer Review ergänzen; (2) das akademische Feld der Bibliometrie bislang keine eindeutigen methodischen Vorgaben hervorgebracht hat; (3) es aber durchaus einen europäischen Evaluationsstandard gibt, bei dem Rankings nur eine untergeordnete Rolle spielen; und (4) der Einsatz dieser Methoden maßgeblich in den Niederlanden entwickelt wurde. Sie werden in den skandinavischen Ländern seit langem praktiziert, während in Deutschland eine bibliometrische Forschungsevaluation vor allem an außeruniversitären Forschungsinstituten etabliert ist und nur sehr sporadisch an Universitäten stattfindet.

Dieser Beitrag ist dem Magazin zum Jubiläum der Bergischen Universität entnommen (S. 50/51). Die gesamte Ausgabe finden Sie hier.

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